Rezension "Die Unsterblichen" von Chloe Benjamin

btb Verlag; ISBN: 978-3442758197; 480 Seiten; 29.10.2018 erschienen

Über dieses Buch hört man sehr geteilte Meinungen, entweder man liebt es oder man hasst es, so las ich. Ich gehöre aber zu den Menschen, die sich auf keine der beiden Seiten schlagen kann. Dennoch würde ich behaupten, dass mir dieses Buch ganz besondere und einzigartige Leseerlebnisse geschenkt hat. Es war nicht unglaublich spannend oder energiegeladen und dennoch kann ich es getrost weiterempfehlen. Es geht um Familie und Verlust, Geheimnisse und das Nachdenken um Tod und Leben.

Wer würde nicht gerne in die Zukunft sehen können? Aber würde man wirklich sein eigenes Todesdatum wissen wollen? Es ist besorgniserregend und gleichzeitig sehr spannend. Genau mit diesem Thema beschäftigen sich die Leser*innen in "Die Unsterblichen" von Chloe Benjamin. Das Buch konzentriert sich auf vier Geschwister. Zu Beginn lernt man diese als Kinder und Jugendliche kennen, die in Manhatten 1969 aufwachsen und eine Wahrsagerin besuchen. Diese teilt jede*n einzelne*n mit, wann der Tag ihres Todes sein wird. Mit diesem Wissen werden die Geschwister mit ihren Gedanken alleine gelassen. Der Rest des Buches teilt sich in vier Teile auf, wobei jeder Teil einen anderen Charakter fokussiert. Es geht inhaltlich nicht darum, ob diese Vorhersage unbedingt bewahrheitet wird, sondern vielmehr, wie diese einzelnen Protagonisten mit diesem Wissen umgehen. Man bekommt die tiefsten Gefühle, inneren Gedanken und Emotionen mit. Ich konnte mich teilweise so gut in diese hineinversetzen und -fühlen, dass es mich oftmals traurig zurückgelassen hat. Hinzu kommt Benjamins beeindruckender Schreibstil. Sie schreibt in einer lebendigen und wunderschönen Prosa, lässt die Charaktere dadurch aufleben und gibt dem*der Leser*in damit eine philosophisch überzeugende Geschichte.

Dieses Buch hat mich emotional berührt und zum Nachdenken angeregt. Es war nicht immer spannend oder ereignisreich, aber das sollte es für mich auch nicht sein. Ich habe genau das bekommen, was ich mir von diesem Buch erwartet habe. Eine Auseinandersetzung mit anthropologischen Fragestellungen, ein Nachdenken über das Leben und den Tod und einzigartige und vor allem reflektierende Protagonisten. Ich kann dieses Buch definitiv weiterempfehlen! 

(4/5 Sterne)


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