Rezension "Jane Eyre" von Charlotte Brontë

 



Reclam; ISBN: 978-3150205921; 734 Seiten; 15.05.2020 erschienen

"Ich bin kein Vogel, und kein Netz umgarnt mich, ich bin ein freier Mensch mit einem freien Willen"

Der im Jahre 1847 erstmals erschiene viktorianische Roman „Jane Eyre“ behandelt die Biografie der gleichnamigen Heldin, die sich selbst in schweren Zeiten nie aufgegeben hat. Dieses Buch ist ein absolutes Jahreshighlight für mich, da es mich gelehrt hat, niemals aufzugeben! Immer wenn ich klassische Literatur lese, wundere ich mich, wie gedanklich weit einige Persönlichkeiten bzw. Schriftsteller*innen damals waren. Für mich ist Charlotte Brontë eine wirklich spannende und beeindruckende Frau, von der ich unbedingt mehr lesen möchte! „Jane Eyre“ ist ihr erstes Werk und definitiv bereits ein Meisterwerk! Es geht um den Kampf zwischen Liebe/ Leidenschaft und Pflicht/ Disziplin, womit Jane oder auch Mr. Rochester zu kämpfen haben. Es ist gefühlvoll beschrieben und bis zu letzten Seite spannend. Besonders die Protagonistin selbst ist mir ans Herz gewachsen. Jane Eyre ist eine unglaublich interessante Protagonistin, mit der ich mich sehr oft identifizieren konnte. Sie war mir auf Anhieb sympathisch und erschien mir sofort als eine selbstlose und aufrichtige Person. Sie ist mutig, selbstlos, gewissenhaft, sanft und gütig! 
Der Viktorianismus ist von Wertvorstellungen geprägt, die die damalige Gesellschaft beeinflusst haben und oftmals von der Königin Victoria vorgelebt wurde. Diese Vorstellungen spiegeln sich auch in Jane Eyre selbst wider. So ist Jane ständig darauf bedacht, nicht als eine „Geliebte“ zu enden und unabhängig zu bleiben. Sie vertraut streng auf ihren christlichen Glauben, auch wenn das bedeutete, dass sie körperlich oder seelisch leiden musste. Der christliche Glaube prägte auch Charlotte Brontë, die die Inspiration für den Roman wahrscheinlich durch ihr klösterliches Leben erhielt. Durch die Protagonistin Jane Eyre konnte Brontë das ausleben und ausprobieren, was ihr in ihrem eigenen Leben vielleicht verwehrt blieb. Daher blieb auch ein biographischer Aspekt in diesem Meisterwerk nicht aus. 

Ein besondere Eigenschaft des Romans ist vor allem der sprachliche Stil Brontë’s. Sie vereint die poetische Sprache mit Prosa, was (mich) oftmals an ein Gedicht erinnern lässt. 
Charlotte Brontë hat die eingeschränkte Rolle der Frau eindrücklich zur Sprache gebracht. 

Was bei dem Lobeslied an diesem Buch nicht fehlen darf, ist die Erwähnung der unvergleichlichen Übersetzung von Ingrid Rein.
Ich liebe den Reclam Verlag gerade wegen der wortgetreuen und einfach verständlichen Übersetzung. Die Neuauflage mit dem wunderschönen Cover ist dabei noch ein Bonus!
Der erste veröffentlichte Roman Charlotte Brontë’s ist für mich ein wahres Meisterwerk! (5/5 Sterne)

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