Rezension "Das Dorf der toten Seelen" von Camilla Sten


Harper Collins; ISBN: 978-3959674232; 448 Seiten; 05.05.2020 erschienen 

Mein erster Eindruck des Inhalts, des Covers und auch der Geschichte an sich war zuerst einmal gut. Ich finde das Cover passt sehr gut zum Setting in Silvertjärn und der sehr düsteren aber auch aufgeladenen Stimmung. Die Storyline beginnt erst recht spät, lässt die Protagonisten sehr langsam einleiten und zielt vorerst auf Beschreibungen. Ich persönlich empfand dies als sehr angenehm. Teilweise hatte aber auch die "Einleitung" einen sehr düsteren Beigeschmack. Diese Stimmungshaltung war die ganze Zeit präsent, weswegen ich das Buch gar nicht aus der Hand legen konnte. Ich war wie gebannt und völlig eingesogen  in Silvertjärn. 
Inhaltlich geht es um die Protagonistin Alice, die aufgrund privater Angelegenheiten einen Dokumentarfilm von dem verschollenen und allein gelassenen Dorf Silvertjärn machen möchte, um im besten Fall herauszubekommen, was dort vor einigen Jahren passiert ist - was mit all den Bewohnern des Dorfes geschehen ist - denn dieses Dorf ist seit 60 Jahren menschenleer und ausgestorben. 
Zu Anfang bekommt man noch sehr viel vom Dokumentarfilm und der ganzen Crew vor Ort mit. Man lernt die Protagonisten kennen und die einzelnen Stränge der Vergangenheit. Die Geschehnisse werden einerseits in der Ich-Perspektive von Alice beschrieben, andererseits gibt es einen Rückblick über die noch vor 60 Jahren existierenden Bewohner des Dorfes. Außerdem helfen dem/der Leser*in einzelne Briefe der Vergangenheit dabei, mehr über die Vorkommnisse zu erfahren. 
Meine Meinung zum Buch hat sich während des Lesens immer mal wieder verändert. Zum Einen war ich sehr angetan von der Allgemeinstimmung des Buches und inbesondere auch von den Rückblenden, zum Anderen aber musste ich oftmals die Augen verdrehen, weil mir manche Sachen doch sehr trivial und unrealistisch vorkamen, manchmal auch zu gewollt. Auch die Zeitsprünge von Heute aus Damals waren von der Spannung her grundverschieden. Während mit die Rückblende sehr gut gefallen hat, weil es eben ein sehr einzigartiges Setting war und alles voller Intrigen, kam mir die Gegenwart im Vergleich dazu doch recht langweilig vor. Es gab zwar einige spannende Momente, mit denen ich auch nicht gerechnet habe, doch wirklich abholen konnten mich diese Abschnitte nicht. Was mir jedoch bis jetzt immer noch in den Sinn kommt, wenn ich an dieses Buch denke, dann ist es die Einzigartigkeit. Die Thematik in diesem Buch - die ich hier jetzt nicht erwähnen möchte, da es die Spannung nimmt - habe ich bisher in keinem Thriller lesen dürfen. Das kann daran liegen, dass ich nicht häufig zu Thrillern greife, kann aber eben auch daran liegen, dass diese Themen schwer umsetzbar sind. Ich finde, Camilla Sten hat diese Thematik doch sehr gut rüber gebracht. Und obwohl es einige Stellen gab, die eben unlogisch, unnötig und etwas dahergesagt waren, war es doch alles in allem sehr spannend, mitreißend und wirklich einmalig (vielleicht gerade wegen der Rückblenden). Zum Ende hin wurde die Stimmung immer unheimlicher, düsterer und sehr ungemütlich. Ich habe keineswegs mit dem Ende gerechnet. Womöglich wäre man auf die einzelnen Plot Twists und der Auflösung gekommen, wenn man ein paar Tage Zeit hätte, darüber zu grübeln, ich jedoch habe das Buch in einem Rutsch durch gelesen und bin dementsprechend nicht auf diese Möglichkeiten gekommen. Für mich ist dieser Thriller eine Empfehlung, besonders für Schweden Liebhaber, Fans von zwar langsamen, aber intensiven Thrillern und diejenigen, die auch mal über ein etwas unrealistisches Setting hinwegsehen können. 


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