Rezension "Die Deutschlehrerin" von Judith W. Taschler



Droemer; ISBN: 9783426304099; 224 Seiten; 1.12.2014 erschienen

Dieses Buch ist unerwartet grandios! Ich habe jede Seite, jede Zeile, jedes Wort genossen. Gekauft habe ich mir dieses Buch, weil ich selbst angehende Deutschlehrerin bin und ich sehr neugierig darauf war, was die Autorin zu diesem Thema aufgeschrieben hat. Ich habe vieles erwartet, doch nicht das. Tragisch, verwirrend, interessant, vollkommen anders und einfach nur grandios. Inhaltlich geht es um Mathilda und Xaver, die sehr lange ein Paar waren. Als Xaver als Schriftsteller immer erfolgreicher wird, trennen sich die Wege der beiden nach fast 16 Jahren Beziehung. An Mathildas Schule werden für eine Schreibwerkstatt Autoren gesucht, die zusammen mit den Schülerinnen und Schülern arbeiten können. Wie das der Zufall so will, landet ausgerechnet Xaver an Mathildas Schule, in ihre Klasse. Es hört sich nach einer typischen Liebesgeschichte an, aber diese Liebe, das Leben der beiden, ist alles andere als typisch. Es ist unglaublich tragisch, so gefühlvoll, so episch und poetisch. Diese Geschichte ist melancholisch und traurig, regt zu Nachdenken an. Ich liebe diese Art von Büchern, würde fast schon sagen, dass es zu meinen Lieblingsbüchern zählt. Es war vor allem unglaublich spannend, weil der Leser bis zur letzten Seite nicht erfährt, was damals zwischen den beiden vorgefallen ist. Man hat Vermutungen, man beschuldigt mit jeder Seite jemand anderen, hat Vorurteile und am Ende bleibt nur noch eine tragische, fehlerhafte aber echte Liebe. Ich habe mich in so vielen Aspekten, sei es in Xaver oder Mathilda, wiedergefunden. Ich dachte manchmal sogar, dass sie da vielleicht mich zitieren. Um die Melancholie der Geschichte Ausdruck zu verleihen, passt dieses Zitat aus dem Buch sehr gut:
"Ein Leben ist, als hätte man keines! Wenn man sich falsch entschieden hat und sich das im Alter eingestehen muss, wie schrecklich muss das sein."
Es gibt Dialoge, Briefe, Emails und kleine Geschichten, also so gesehen Geschichten in der Geschichte - fast alle Erzählperspektiven sind vorhanden und meisterhaft miteinander umwoben.  Es kommen unendlich viele Motive zum Tragen - Rache, Liebe, Eifersucht, Schicksal, Zufall, Eitelkeit, Erkenntnis. Die Autorin hat all diese Dinge zusammengesetzt ohne, dass der Leser jemals eine Ahnung von dem bekommt, was da eigentlich passiert. Es war so fesselnd, dass ich es an einem Tag gelesen habe und es mich bis jetzt jeden Tag prägt und wohl noch sehr lange prägen wird. 

Kommentare