Rezension "Der Choreograph" von Håkan Nesser



Infos zum Buch:

Verlag: btb
ISBN: 978-3-442-75877-7
Erscheinungstermin: 17.02.2020
Seitenzahl: 256
Preis: EUR 20,00











Ein Mann und eine Frau. Er sieht sie eines Tages, als der Winter vorbei ist; etwas zögerlich sucht sie ein Kleid in einem Laden aus. Sie gefällt ihm. Sie erwidert seinen Blick. So werden sie - gelenkt von einer unüberwindlichen Choreographie - zu einem Liebespaar. Fahren schließlich gemeinsam zu einem abgelegenen Ferienhaus. Aber warum verschwindet sie immer wieder? Und warum hält er auf einmal ein Messer in der Hand?

Dies ist mein erster Roman von Hakan Nesser und es konnte mich in vielerlei Hinsicht beeindrucken. Es ist anlässlich zu seinem 70. Geburtstag erstmals auf Deutsch erschienen. Der Klappentext gibt nur einen sehr kleinen Teil davon bekannt, worum es eigentlich in dem Roman geht. Es ist so anders, so individuell und ausdrucksstark. In dem Roman gibt es Rückblenden, Zeitsprünge, zahlreiche philosophische Gedankengänge und Ansätze, einzelne Passagen über die Liebe und das Leben. Es hatte auch etwas Melancholisches an sich, was mich schlichtweg in den Bann gezogen hat. Der Schreibstil ist einzigartig, etwas Besseres habe ich nicht gelesen. Hakan Nesser schreibt so voller Kraft und Gefühl, sehr philosophisch, melancholisch, poetisch, ja fast schon dichtend. Man könnte fasst schon meinen, das Buch ist wie eine Choreographie geschrieben. Diese sprachliche Gewalt habe ich seit Langem nicht mehr zu Gesicht bekommen. Für mich in dieser Hinsicht ein literarisches Meisterwerk.
Das Leseerlebnis ist einzigartig. Mir schwirrten zahlreiche Fragen im Kopf, auf die das Buch keine Antwort gab und doch war ich am Ende zufrieden und innerlich ausgeglichen. Trotz seiner Einfachheit und Undurchdringlichkeit hat mich dieses Buch so sehr beeindruckt. 
Ein bestimmtes Motiv zog sich durch das ganze Buch - Anonymität. Nesser verbarg dem Leser einige Namen, Städte, Orte usw. und gab lediglich den Anfangsbuchstaben bekannt. Es zeigt, dass Namen keine Wichtigkeit in einer Geschichte haben. Er betonte nur die Namen, die für die Geschichte eine Rolle spielten. Wirklich genial und einzigartig! 
Ich hatte nicht geahnt, dass die Liebe hier ihren Fokus bekommt. Es geht um die Liebe, wie sie in einer Choreographie zusammen arbeitet. Auch hier kommt die Melancholie durch, die das Liebespaar umgibt. Nesser beschreibt Vergangenes, Gegenwärtiges und stellt die Liebe dabei immer wieder in den Vordergrund. Geschrieben ist die Geschichte in der Ich-Perspektive des Protagonisten. Auch sein Name wird erst im Laufe der Geschichte bekannt gegeben. Die Liebe ist sehr speziell, fast schon toxisch aber wunderschön, wie Nesser sie beschreibt - sehr widersprüchlich. Angeblich ist es kein typischer Nesser, eher untypisch und doch kann ich es jedem empfehlen, der sich literarisch weiterbilden möchte, der auf philosophische Weise ein sprachliches Meisterwerk lesen möchte. Für mich mit 5 Sternen definitiv lesenswert!

Kommentare